Vielfältiger Wandel in Sachen Ausbildung

Jedes Jahr werden bei der Sparkasse Bremen rund 35 Auszubildende in verschiedenen Berufen ausgebildet. Ein Rückblick zeigt, dass die Berufsausbildung vor einigen Jahrzehnten noch ganz anders aussah. Rasante gesellschaftliche, wirtschaftliche und technologische Entwicklungen bestimmen seit jeher die Bankenwelt.

Kay Noffke, heute Privatkundenberater Vermögensmanagement in der Stadtteilfiliale Horn, begann am 01.08.1986 seine Ausbildung bei der Sparkasse Bremen. „Die Finanzbranche heute ist mit der damals kaum noch zu vergleichen“, weiß Noffke. Aktuelle Themen wie die Digitalisierung, die Chancen des Vermittlergeschäftes und immer innovativere Filialstrukturen, waren damals noch vollkommen unbekannt. Dies sind nur drei Beispiele für gravierende Veränderungen, die sich auch auf die Nachwuchs- und Ausbildungsbereiche auswirken.

Der Ausbildungsjahrgang 1986 auf der Dachterasse der Sparkasse Bremen, Hauptgebäude Am Brill (c) Sparkasse Bremen
Der Ausbildungsjahrgang 1986 auf der Dachterasse der Sparkasse Bremen, Hauptgebäude Am Brill (c) Sparkasse Bremen

Im Zeichen der Zeit: Viel händische Arbeit

Bis in die 1980er Jahre wurde viel Wert darauf gelegt, dass Auszubildende gut rechnen können und über eine saubere Handschrift verfügen. Vieles wurde mit der Hand geschrieben und gerechnet. Ganz ohne Computer oder Taschenrechner. Damals wurde jeder Vorgang beleghaft dokumentiert und aufbewahrt. Ein „einwandfreier“ Charakter, Diskretion und Zuverlässigkeit waren im Auswahlverfahren entscheidende Kriterien.

„Damals stand das Bargeld im Vordergrund und Überweisungen wurden schriftlich in der Filiale eingereicht. Die Kontoauszüge der Kundinnen und Kunden wurden in Sortierkästen für die Abholung bereitgelegt. Schnell kannte man alle dazugehörigen Gesichter“, erinnert sich Kay Noffke.

Im Laufe der 1980er Jahre wurden schließlich die ersten Geldautomaten und Kontoauszugsdrucker in den Filialen aufgestellt. Immer mehr Unternehmens- und Kundenprozesse wurden digitalisiert.

Rasante digitale Entwicklungen

Die genannten Prozesse, und parallel dazu die Technologien, haben sich rasant weiterentwickelt. Die Kontoauszüge gelangen heute über die Sparkassen-App in elektronische Postfächer. Echtzeit-Überweisungen sind binnen weniger Sekunden beim Zahlungsempfänger und beim Bezahlen wird an der Kasse immer häufiger das Smartphone statt der Geldbörse gezückt.

„Diese Szenarien kannten wir damals nur aus dem Kinofilm „Zurück in die Zukunft““, sagt Kay Noffke „Es war unvorstellbar und somit kein Thema“. Die berühmte Science-Fiction-Filmkomödie lockte ab 1985 viele Menschen in die Kinos.

Heute brauchen Auszubildende ein Verständnis für digitale Vertriebskanäle. Beispielsweise das Online Banking oder der Service-Chat gewinnen immer mehr an Bedeutung. Hier sind Kommunikationstalent und Flexibilität gefragt.

Neue Ausbildungsberufe und mehr Verantwortung

Im "#Fairgleichen-Store" im Weserpark Bremen arbeiten ausschließlich Auszubildende. Das Foto zeigt Auszubildende aus drei Jahrgängen zusammen mit Vorstandsmitglied Thomas Fürst (rechts im Bild).
Im „#Fairgleichen-Store“ im Weserpark Bremen arbeiten ausschließlich Auszubildende. Das Foto zeigt Auszubildende aus drei Jahrgängen zusammen mit Vorstandsmitglied Thomas Fürst (rechts im Bild).

Das vielfältige Knowhow wird zukunftsorientiert und konsequent weiter ausgebaut. Unterstrichen wird diese Ausrichtung mit neuen Ausbildungsberufen. In den vergangenen Jahren wurde das Ausbildungsangebot bereits Stück für Stück erweitert. Zusätzlich zur klassischen Laufbahn der Bankkaufleute, werden jetzt auch Kaufleute für Dialogmarketing, Büromanagement, E-Commerce und Digitalisierungsmanagement ausgebildet. Letztere beschäftigen sich schwerpunktmäßig mit der digitalen Weiterentwicklung bestehender Geschäftsmodelle und -prozesse. Ein Ziel ist es dabei, die Prozesse so papierarm wie möglich abzubilden.

„Anders als früher werden die Auszubildenden vom ersten Tag an in den Teams integriert. Sie arbeiten an Projekten, treffen eigenständig Entscheidungen und übernehmen somit Verantwortung“, sagt Silke Klegin, die seit mehr als 20 Jahren als Ausbilderin in der Personalentwicklung des Unternehmens tätig ist.

Dies zeigt sich besonders gut im ausschließlich von Azubis geführten „#Fairgleichen-Store“ im Weserpark Bremen. In der Rolle als Finanzvermittler, unterstützen und beraten die Auszubildenden eigenständig und verantwortungsvoll. Anders als in den klassischen Filialen, geht es hier schwerpunktmäßig um Preisvergleiche und Anbieterwechsel. Am iPad werden Strom- und Gastarife, Versicherungen und Kredite online „fairglichen“. Die Auszubildenden unterstützen Sie dabei, in Sachen Konditionen den Überblick zu behalten und Geld zu sparen.

Corona-bedingt öffnet der „#Fairgleichen-Store“ erst am 01.10.2020 wieder seine Türen.

Digitales Lernen: Vom Füller zum Apple Pen

Das iPhone und ein iPad gehören längst zur technischen Grundausstattung der Auszubildenden. Mittlerweile sind die meisten Lehrbücher digitalisiert und Vorträge finden auf einer Leinwand statt. Die Notizen werden mit einem Stift gemacht, bei dem statt einem Wechsel der Tintenpatrone der Akku aufgeladen wird.

Besonders die vielfältigen Möglichkeiten des digitalen Lernens werden aktuell erkannt. Die Auszubildenden können sich dabei von überall aus einloggen. So können verschiedene Inhalte ungestört erarbeitet werden und Übungen im individuellen Tempo und Level durchgeführt werden. Die neue Hauptstelle im Technologiepark, aber auch die Stadtteilfilialen, schaffen mit ihrer technischen Ausstattung die optimalen Voraussetzungen für digitales, vernetztes und agiles Lernen und Arbeiten.

Herkunftsvielfalt als große Chance

Hauptsächlich kamen die Auszubildenden in den 1980er Jahren gebürtig noch aus Bremen selbst oder dem Bremer Umland. Eine Anfahrt aus dem 65 Kilometer entfernten Bremerhaven galt als etwas ganz Besonderes.
Heute sprudelt es in den Jahrgängen vor Herkunftsvielfalt. Viele der Auszubildenden haben beispielsweise Wurzeln in Brasilien, Syrien, Afghanistan oder im Iran. Jalal Suffo, gebürtiger Syrer, lernte die Sparkasse Bremen über ein klassisches Praktikum kennen. Als Geflüchteter, erhielt er die Chance, ein Einstiegsqualifikationsjahr zu durchlaufen. Er erweiterte unermüdlich seine Deutschkenntnisse und wurde bereits an die Ausbildungsinhalte herangeführt. Nun ist auch er Teil des Ausbildungsjahrgangs 2020 und hat eine dreijährige Berufsausbildung zum Bankkaufmann vor sich.

Der neue Ausbildungsjahrgang 2020 mit Abstand an der Bremer Schlachte, Foto: Michael Bahlo
Der neue Ausbildungsjahrgang 2020 mit Abstand an der Bremer Schlachte, Foto: Michael Bahlo

Ausbildung 2021: Speed-Recruiting

Kay Noffke erinnert sich noch gut an sein Bewerbungsgespräch: „Es herrschte damals noch eine sehr strenge Atmosphäre. Es war sehr wichtig, dass Anzug und Krawatte gut saßen“.

Heute finden die Gespräche, auch Corona-bedingt, immer öfter via Videokonferenz statt. Neben der klassischen Variante, gibt es seit 2018 ein zusätzliches Auswahlverfahren. Die potenziellen Auszubildenden können sich  zu einem „Speed Recruiting“ in den Stadtteilfilialen anmelden. Empfangen werden sie dort von Auszubildenden der vorherigen Jahrgänge. Die Wartezeit wird mit kühlen Softdrinks, einem Tischkicker und Musik verkürzt. Das sich anschließende Bewerbungsgespräch findet in lockerer Atmosphäre statt. Auch bei der Bekleidung geht es heute lockerer zu: Statt mit Anzug und Krawatte, würde Kay Noffke heute wahrscheinlich mit einer gepflegten Chinohose, Hemd und Jackett erscheinen.

Das nächste „Speed Recruiting“ findet am 30.09.2020 in der Stadtteilfiliale Lesum, Hindenburgstraße 67/67A, 28717 Bremen statt.

Auch, wenn sich über die Jahrzehnte vieles verändert hat, so ist eines doch gleichgeblieben: Zum 01. August und 01. September eines jeden Jahres bekommen die jungen Leute Herzklopfen und sind gespannt darauf, was das Berufsleben für sie bereithält. So auch der Ausbildungsjahrgang 2020, der seit Anfang der Woche das traditionelle Einführungsseminar durchläuft.


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