52. Mahl des Handwerks

Rund 300 Gäste aus Handwerk und Politik waren der Einladung von Sparkasse Bremen und Handwerkskammer zum 52. "Mahl des Handwerks" ins FinanzCentrum Am Brill gefolgt. Bei der feierlich-rustikalen Veranstaltung wurden drei Handwerksbetriebe mit dem Preis Innovatives Handwerk 2018 ausgezeichnet. Die Sparkasse lobt dazu insgesamt 6000 Euro Preisgeld aus. Schwerpunktthema des Abends: Wie kann man dem Fachkräftemangel im Handwerk begegnen. Einen spannenden Impuls dazu lieferte Professorin Antje-Britta Mörstedt, mit ihren Ausführungen dazu wie Jugendliche "ticken".

Schwerpunktthema auf dem „52. Mahl des Handwerks“

Viele Handwerksbetriebe sind ausgelastet. Kunden müssen lange auf den Klempner, Tischler oder Elektriker warten. Wie also können junge Menschen für eine Lehre gewonnen werden? Über welche Kanäle und Wege lassen sich neue Mitarbeitende finden – auch als Quereinsteiger oder nach einer akademischen Ausbildung?
Das war Schwerpunktthema auf dem „52. Mahl des Handwerks“. Eingeladen hatte die Sparkasse Bremen gemeinsam mit der Handwerkskammer am 14. November ins FinanzCentrum Am Brill.

Digitalisierung im Handwerk

Mit einem Blick auf den Wandel im Handwerk durch die Digitalisierung begrüßte Dr. Heiko Staroßom, Mitglied des Vorstands der Sparkasse Bremen, die rund 300 Gäste. So sei es kein Geheimnis, dass der Fachkräftemangel im Handwerk ein großes und leider weiter zunehmendes Problem darstellt. Beste Marktchancen sieht Staroßom bei den Betrieben, die sich heute schon auf den relevanten digitalen Plattformen präsentieren. Auch beim Anwerben von neuen Mitarbeitenden seien die Betriebe vorn, die gekonnt ihr gelerntes Handwerk mit den Chancen der Digitalisierung verbinden.

  • Professorin Antje-Britta Mörstedt

Ein Gedanke, den Professorin Antje-Britta Mörstedt (Vizepräsidentin der PFH Private Hochschule Göttingen) in ihrem Vortrag am Abend aufgriff: „Wie können junge Menschen für eine Ausbildung im Handwerk begeistert werden?“. Dass das Arbeitsumfeld „Handwerk“ sich durchaus finanziell lohnen kann, legte Jan-Gerd Kröger (Präses der Handwerkskammer Bremen) in seiner Einschätzung zur aktuellen Situation und Entwicklung im Bremer Handwerk dar.

Preisvergabe beim „52. Mahl des Handwerks“

Danach wurden drei Betriebe bei der feierlichen Veranstaltung mit dem Preis für „Innovatives Handwerk 2018″ ausgezeichnet. Der Preis fördert innovative und nachhaltige Ansätze, die wertvolle Impulse für das Handwerk sowie die Wirtschaft und den Handel in Bremen liefern. Als Hausbank des Handwerks dotiert die Sparkasse Bremen den Preis mit insgesamt 6.000 Euro in den Kategorien „Betriebsgründung//Existenzgründung“, „Gesellschaftliche Verantwortung“ und „Technologie und Nachhaltigkeit“.

Zentrale Kriterien der Jury, die sich aus Experten der Handwerkskammer Bremen zusammensetzt, waren dabei gute Ideen mit nachweisbaren Erfolgen, die Umsetzbarkeit in der täglichen Arbeit, ein überdurchschnittlicher unternehmerischer Einsatz sowie das Engagement für mehr Nachhaltigkeit.

Die Preisträger „Innovatives Handwerk 2018″

Die Preisträger „Innovatives Handwerk 2018“ mit Sparkassenvorstand Heiko Staroßom und den Vertretern der Handwerkskammer Präses Jan-Gerd Kröger und Martina Jungclaus

Kategorie Existenzgründung

Zusammen Ideen entwickeln, gelernte Handwerkskunst mit kreativem Geschick kombinieren und dabei nachhaltig handeln: Das realisieren seit April 2017 Nora Osler (33) und Anne Katherine de Walmont (30) mit ihrer Gemeinschaftswerkstatt „Stoffe auf Reisen“. Beide Gründerinnen haben zuerst studiert und sich anschließend für das Handwerk entschieden. Anne Katherine de Walmont absolvierte eine Ausbildung zur Maßschneiderin mit Schwerpunkt Damen, Nora Osler ist ausgebildete Raumausstatterin mit dem Schwerpunkt Polsterei. Der Name für das Handwerkskollektiv steht dabei für ihre Absicht. Materialien vollständig oder auch zweckentfremdet zu nutzen – etwa Produktionsrückstände wie Zuschnittreste von Stoffen, aber auch ausrangierte Möbelstücke, die sie nach eigenen Entwürfen aufarbeiten.

  • Preisträger: Gemeinschaftswerkstatt „Stoffe auf Reisen“

Die Jury überzeugte das Konzept der Betriebsform eines Handwerkerverbundes und den mutigen Schritt, gemeinsam in zwei traditionellen Handwerksberufen, nachhaltig zu agieren. Sie verlieh den Gründerinnen im Nebenerwerb daher den Preis in der Kategorie „Betriebsgründung//Existenzgründung“. Mit der Preisverleihung möchte die Jury diese innovative Idee unterstützen und ist zuversichtlich, dass die Gründerinnen aus dem Nebenerwerb mittelfristig eine Hauptexistenz erschaffen.

Kategorie Gesellschaftliche Verantwortung

2002 übernahm Peter Senkowski den Traditionsbetrieb „D’Behr Elektrotechnik“ mit zwei Mitarbeitern. Nach nur zwei Jahren beschäftigte das Unternehmen bereits 20 Mitarbeiter, heute sind es über 40. Die „D’Behr Elektro-Technik GmbH“ stand dabei immer wieder vor der Herausforderung, qualifiziertes Personal zu gewinnen, um das Wachstum des Unternehmens abzusichern. Für den Betrieb ist daher seit einigen Jahren auch die Integration von Azubis, Gesellen sowie ungelernten Mitarbeiter aus dem Ausland ein wichtiger Schritt, dem Mangel an Fachkräften zu begegnen. In Zusammenarbeit mit dem Kompetenzzentrum der Handwerkskammer Bremen „HandWERK gemeinnützige GmbH“ suchte Geschäftsführer Senkowski daher nach entsprechenden Menschen – mittlerweile beschäftigt er drei Auszubildende aus Syrien und Afghanistan, zwei Elektrohelfer (aus Syrien und dem Iran) sowie einen EQ-Mitarbeiter aus Syrien.

Preisträger „D’Behr Elektrotechnik“

Die Jury verlieh den Preis in der Kategorie „Gesellschaftliche Verantwortung“ daher an Peter Senkowski. Sie erkennt damit an, dass ein kleines mittelständisches Unternehmen sich intensiv um Integration von Flüchtlingen bemüht, obwohl hierfür nicht zu unterschätzende zusätzliche Anstrengungen im betrieblichen Alltag notwendig sind. Der Gewinner engagiert sich außerdem in der allgemeinen Jugendförderung und unterstützt auch Jugendsport-Mannschaften (nicht nur) finanziell.

Kategorie Technologie und Nachhaltigkeit

Bereits vor über 80 Jahren wurde die heutige Indorf Orthopädie-Schuhtechnik GmbH & Co. KG in Bremerhaven gegründet. 1986 übernahm Orthopädie-Schuhmachermeister Rolf Indorf den Betrieb von seinem Vater; mittlerweile leitet er das Unternehmen zusammen mit seinem Sohn Tim Indorf.

Das Familienunternehmen beschäftigt elf Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, 2018 wurden ein Neubau in der Rudloffstraße in Bremerhaven eröffnet. Dort ist jetzt ausreichend Platz für klassisches Handwerk, eine fachgerechte Beratung von Kunden und modernste Techniken für die Orthopädie- Schuhtechnik (wie 2-D-Scanner und 3-D-Druck). Die Inhaber hatten beim Neubau besonders die Ergonomie am Arbeitsplatz im Blick: Maschinen lassen sich in der Höhe verstellen, speziell angefertigte Werkbänke erleichtern das Arbeiten, spezielle Absaugsysteme gestalten das Arbeiten sicher und gesund.

  • Preisträger: Indorf Orthopädie-Schuhtechnik GmbH & Co. KG

Die Jury beeindruckte der Ansatz beim Neubau, den Arbeits- und Gesundheitsschutz der eigenen Mitarbeiter zu gewährleisten und gleichzeitig den gesamten Kundenbereich barrierefrei zu gestalten. Der Betrieb zeigt außerdem seine Innovationskraft, indem er lösemittelfreie Sprühkleber sowie einen frequenz-gesteuerten Gehörschutz für die Mitarbeitenden testet. Gelungen sei auch die Kombination von klassischem Handwerk (Gipsabdruck und Holzleisten) mit modernster Computer-Technologie. Die Jury verleiht daher den Preis in der Kategorie Technologie und Nachhaltigkeit mit Überzeugung an die Indorf Orthopädie-Schuhtechnik.

Fast 200 Jahre Engagement für Bremen

Über Generationen hinweg ist die Sparkasse Bremen mit ihren Kunden verbunden und verzichtet dabei auf Gewinnmaximierung. Vielmehr investiert sie einen erheblichen Teil ihrer Erträge in die Lebensqualität der Bremerinnen und Bremer – vom Kindergarten über den Sportverein bis zu den großen kulturellen Highlights der Stadt. Jeder Kunde der Sparkasse Bremen verbessert so gleichzeitig die Lebensqualität in seinem Stadtteil und in ganz Bremen. Besonderes Augenmerk gilt dabei der Förderung von Kindern und Jugendlichen.


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Ein Gedanke zu „52. Mahl des Handwerks“

  1. Toronto28 schrieb am 10. Februar 2019 um 16:20 Uhr:

    Sehr schöner Beitrag und ein tolles Event. Ich fände es wichtig, dass man den Handwerkern klarmacht, dass von der Digitalisierung auch viel abhängen kann. Fängt ja heute oft schon mit Tablet und ERP Mobile an, damit die Daten direkt vom Kunden in der Zentrale landen und gleich verarbeitet werden. Alles analog zu machen ist auch im Handwerk heutzutage eigentlich nicht mehr möglich.