Für die ehemalige Filiale am Marktplatz sieht ein Nutzungskonzept langfristig eine gehobene Gastronomie vor - bis dahin soll es als Weinlokal zwischengenutzt werden.
Die ehemalige Filiale der Sparkasse Bremen Am Markt (Ecke Langenstraße) soll nun ein neues Leben eingehaucht bekommen. Zukünftig soll in das traditionsreiche Gebäude ein gehobenes, gastronomisches Angebot einziehen – so sieht es ein aktuelles Nutzungskonzept vor.
Zwischennutzung: Weinlokal
Der Betreiber eines benachbarten Weinlokales soll die denkmalgeschützte Immobilie unter dem historischen Namen „Zur Stadt Paris“ als Zwischenmieter nutzen. Es ist auch das Ziel, lokale Manufakturen als Lieferantinnen und Lieferanten zu gewinnen. „Wir sind offen für weitere, mögliche Partner“, sagte Dr. Tim Nesemann, Vorstandsvorsitzender der Sparkasse Bremen, bei der Präsentation des Nutzungskonzeptes. Die ehemalige, zweigeschössige Kassenhalle ist eine der wenigen noch originalerhaltenden Innenräume aus den 1950er-Jahren. Jene könnte in der Übergangszeit auch für kleinere Konzerte, Theatervorstellungen, Lesungen oder sonstige Veranstaltungen genutzt werden.
Wechselvolle Geschichte: einst Gasthaus „Zur Stadt Paris“ an der Schlachte
Mit den Gastronomie-Plänen knüpft die Sparkasse Bremen an die Historie des Gebäudes an. Das Haus mit der reichverzierten Rokokofassade aus dem Jahr 1755, die dem berühmten Bremer Steinbildhauer Theophilus Wilhelm Frese (1696 bis 1763) zugeschrieben wird, stand ursprünglich an der Schlachte. Zunächst als Bürgerhaus genutzt, mietete der Gastwirt Werner Christian Bähr das Gebäude, um dort seinen Gasthof „Zur Stadt Paris“ zu eröffnen. 1833 übernahm Georg Friedrich Pflüger den Betrieb, drei Jahre später kaufte er das Gasthaus auch.
Nachdem das Gebäude an der Schlachte 1944 zerstört wurde, lagerte die Baudenkmalpflege Teile für eine Wiederverwertung ein. Die Sparkasse Bremen ließ schließlich 1957/58 die Fassade am neuen Standort Am Markt vom Architekten Eberhard Gildemeister (1897 bis 1978) wiedererrichten. Heute komplettiert die Immobilie das historische Gebäudeensemble des Marktplatzes mit Rathaus, Bürgerschaft und Schütting. In unmittelbarer Nachbarschaft entsteht mit dem Balgequartier künftig zugleich ein weiterer Anziehungspunkt in der Bremer Innenstadt. „Die Geschichte des Gasthofes könnte am neuen Standort somit weitererzählt werden“, führte Dr. Tim Nesemann fort.
Gute Chancen für wirtschaftlichen Betrieb
Die Nutzungsmöglichkeiten für die historische Immobilie sind vielfältig: „Das Gebäude bietet Potenzial für ‚Fine Dining‘, Feiern, Tagungen und Hochzeiten in historischer Atmosphäre, möglicherweise auch für Übernachtungsmöglichkeiten oder sogar für ein Boutique-Hotel mit Hochzeitssuite“, erklärte Dr. Tim Nesemann. Die attraktive Lage mitten im Herzen Bremens erlaube eine Außengastronomie über viele Monate im Jahr. Mit dem neuen Lokal „Zur Stadt Paris“, könnte eine Lücke geschlossen werden, denn die Hansestadt verfügt nur über wenige, gehobene gastronomische Angebote.
Die Immobilie bleibt im Besitz der Sparkasse Bremen. Die Filiale hatte zum 31. Juli 2021 schließen müssen, weil das Haus die anspruchsvolle Sicherheitstechnik in der Bargeldlogistik nicht mehr erfüllen konnte. „Wir haben nun ein neues Nutzungskonzept für den Standort entwickelt, das dem historischen Ort gerecht wird“, sagte Dr. Tim Nesemann abschließend. Ob diese Idee realisierbar ist und sich dauerhaft trägt, das wird jetzt mit vielen, weiteren Expertinnen und Experten geprüft und bewertet.